Mittwoch, 15. Februar 2012

Dezember 2011

20 Jahre Weltkulturerbe Kloster Lorsch

"Leuchtendes Beispiel in der UNESCO-Familie"

In Lorsch wird die Idee des Welterbes lebendig. Mit seinem museumspädagogischen Programm, seiner Initiative zu einem internationalen Klosternetzwerk und seinen wissenschaftlichen Projekten, wie beispielsweise die Digitalisierung der berühmten Klosterbibliothek, setzt Lorsch die Ziele der Welterbekonvention vorbildlich um. Im Dezember 2011 feierte das Kloster Lorsch sein 20-jähriges Jubiläum als UNESCO-Weltkulturerbe.
Karolingische Königshalle in Lorsch
© Stadt Lorsch/Hartmut Eckstein
Am 13. Dezember 1991 hat die UNESCO das Kloster Lorsch als erste Welterbestätte in Hessen in die Welterbeliste aufgenommen. Den 20. Jahrestag dieses Ereignisses feierte die Stadt gemeinsam mit Vertretern des Landes und der Deutschen UNESCO-Kommission bei einem Festakt im Paul-Schnitzer-Saal des Lorscher Museumszentrums.
Ein Ort wie das Kloster Lorsch erzählt Geschichten, vermittelt Wissen und bietet Einblicke in die Vergangenheit. Karl Weber, Direktor der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, erinnerte in seinem Vortrag an die wechselvolle Geschichte des Klosters, die bis in das Jahr 764 – urkundlich belegt durch den Lorscher Codex – zurückreicht. Vom Kloster selbst sind nur noch Fragmente erhalten. An die vergangene Größe der einst mächtigen Anlage erinnert die um 850 erbaute karolingische Torhalle. Sie ist eines der ältesten erhaltenen nachrömischen Bauwerke in Deutschland.
Die karolingische Klosteranlage gelte international als "wichtiges Bindeglied zwischen der Antike und der Neuzeit", erläuterte Weber. Sie sei aber nicht nur ein herausragendes Zeugnis der Baukunst, sondern dokumentiere darüber hinaus bedeutende Entwicklungen der deutschen und europäischen Geistesgeschichte.
Die ostfränkischen Karolinger wählten das Kloster als ihre Grablege. Der Lorscher Codex gibt Aufschluss über Geschehnisse in längst vergangener Zeit. Lorsch ist berühmt für seine Klosterbibliothek, von der weltweit verstreut noch rund 300 handschriftliche Zeugnisse erhalten sind. Etwa die Hälfte davon wurde digitalisiert. Als besonderen Schatz bezeichnete Weber das "Lorscher Arzneibuch". Für das Werk hoffe man, 2013 die Anerkennung als "Weltdokumentenerbe" der UNESCO zu erhalten.

Erfolgreiche Rettung eines fast verlorenen Klosters

Nach seiner fast völligen Zerstörung wurde das ehemalige Reichskloster Lorsch erstmals 1803 wieder in das Licht der Öffentlichkeit gerückt: Ludwig I., Großherzog von Hessen, erkannte den herausragenden Denkmalwert der Königshalle und der Fragmente der Basilika.
200 Jahre später waren es bürgerliche Initiativen, die sich Ende der 1980er Jahre dafür einsetzten, die ehemalige Benediktinerabtei für die Welterbeliste zu nominieren. Nicht nur das Areal auf der Klosterdüne mit Königshalle, Kirchenfragment und Klostermauer wurden in den Welterbestatus erhoben. Gleichzeitig adelte die UNESCO auch den Ursprungsort der Reichsabtei, das Mutterkloster Altenmünster.
Fragment der Basilika auf der Klosterdüne
© Stadt Lorsch/Hartmut Eckstein
Derzeit ist man in Lorsch dabei, die beiden Kernzonen der Welterbestätte – die Abtei Lorsch und das etwa 700 Meter östlich davon gelegene Kloster Altenmünster – durch eine Kulturachse zu verbinden. Über zwölf Millionen Euro werden von Bund und Land und der Stadt Lorsch in die Restaurierung der Klosteranlage und die Erweiterung um einen archäologischen Park investiert.
Das Freilichtmuseum "Archäologischer Park karolingischer Herrenhof Lauresham" soll die frühere Lebenswirklichkeit im Kloster Lorsch veranschaulichen. Mit weiteren Mitteln aus dem "Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten" fördert der Bund die Restaurierung archäologischer und kunsthistorisch bedeutender Funde.

Vorbildliches museumspädagogisches Programm

Dieter Offenhäußer, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, bezeichnete das Kloster Lorsch als "ein leuchtendes Beispiel in der UNESCO-Familie", das die Ideale der Welterbekonvention erfülle. Von Lorsch seien in den vergangenen 20 Jahren bemerkenswerte Initiativen ausgegangen.
In der Klosterstadt fand 2005 der erste UNESCO-Welterbetag statt, der seither jedes Jahr am ersten Sonntag im Juni bundesweit gefeiert wird. Lorsch ist das erste Kloster auf der Welterbeliste, das ein interkulturelles Netzwerk mit Partnerklöstern in Armenien, Korea und in der Schweiz aufgebaut hat. 2006 erhielt die Welterbestätte Kloster Lorsch für ihr vorbildliches museumspädagogisches Programm den Walter Mertineit-Preis der Deutschen UNESCO-Kommission.
Die weltberühmte Fassade der Königshalle
© Stadt Lorsch/Gerhard Lindemann
Die UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch sei "ein kultureller Leuchtturm der gesamten Region", sagte der Lorscher Bürgermeister Christian Schönung. 2014, rechtzeitig zum 1250-jährigen Bestehen des Klosters, werden alle Erweiterungen an der Welterbestätte zugänglich sein. Mit dem umfangreichen Erweiterungsprogramm wolle man die Anschaulichkeit der Anlage verbessern. Die Besucher erhalten authentische Einblicke in die Kultur und das Klosterleben in karolingischer Zeit. Im Kloster Lorsch wird das UNESCO-Welterbe lebendig.

http://www.unesco.de/6267.html

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